Zum Finale von unserem kleinen Crossmedia-Projekt haben wir das gemacht, was wir gerne machen: Radio! Bei DRadioWissen gab es am Donnerstagabend (25.06., 20 Uhr) in „Eine Stunde Was mit Medien“. Zu hören gab es die Radioumsetzung der Themen hier im Crossmedia-Blog. Hört die Sendung im Soundcloud-Player nach, checkt die offizielle Sendungsseite oder holt euch den Podcast (Übersicht – iTunes – Feed – XML).
Hier ein paar Eindrücke, direkt hinter den Kulissen. Weiterlesen →
Wie erzählt man gut im Radio? Damit hat sich ein Workshop in Tutzing beschäftigt, der gemeinsam von Florian Schwinn, Sandra Müller und Christian Grasse gegeben wurde. In kurzen Interviews haben sie uns schon verraten, wie für sie gutes Erzählen im Radio aussieht.
Was aktuell noch schief läuft und was besser geht: Ein Gastbeitrag von Christian Grasse.
Radio erzählt nicht, es verkündet. Es wirkt wie der Lautsprecher einer Tageszeitung von gestern. Die größte Stärke, Inhalt mit Klang und Emotion zu verbinden, spielt das Radio von heute viel zu selten aus und bleibt damit weit hinter den Möglichkeiten zurück. Radiophon betrachtet, steckt es in einer tiefen Sinnkrise.
Moderationen und Nachrichten werden zunehmend mit geschmacklosen Musikbetten zugekleistert, in dem Irrglauben, dass das etwas mit gutem Sounddesign zu tun hätte. Authentische Klänge und Geräusche, die für die Herstellung eines narrativen Zusammenhangs relevant sein könnten, finden selten bis gar nicht statt – das passt offenbar nicht in das Reißbrett-Produktionsschema “moderner” Radiosender. O-Töne und Interviews werden zerschnitten – Denkpausen, minimale Versprecher und Atmer werden entfernt um Zeit zu sparen. Das Ergebnis sind emotionsarme und inhaltsleere Wortschnipsel, die im Ergebnis immer mehr der synthetischen Sprachausgabe eines Computers ähneln. Der ohnehin geringe Wortanteil im Radio hat offenbar keine Zeit mehr für menschlichen Klang. Dazu kommt, dass die natürlichen Stimmen der Moderatoren, Sprecher und Interviewpartner konstant mit Effekten so aufgeputscht werden, dass möglichst wenig Dynamik entsteht – eine gleichbleibende LAUTSTÄRKE ist das Ziel. Hauptsache man wird gehört. Irgendwie muss man sich ja im Alltagslärm auf der Autobahn, am Küchenstisch, im Büro und gegenüber den Konkurrenz-Wellen ja durchsetzen. Damit entfernt sich das Radio immer weiter von der klanglichen Realität und Menschlichkeit und wirkt wie ein verzweifelter Megaphon-Verkünder mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, der in einer Fußgängerzone wildfremde Menschen verfolgt. Und das gilt übrigens nicht nur für die Klischee-Morningshows der Privatradios.
Die Stereophonie im Radio existiert seit über 50 Jahren aber bis heute wird das klangliche Potenzial dieser alten Technik kaum ausgeschöpft. Während in Fernsehdokumentationen kein Bild ohne Ton entsteht, werden im Radio “trockene” Aufsager und vortragene Texte in 2:30 Minuten als Radioreportage versendet, oft sogar ohne jemals am Ort des Geschehens gewesen zu sein. Dabei war es noch nie so einfach einen guten Ton zu bekommen. Digitale Rekorder und Stereomikrofone ermöglichen die stunden- oder sogar tagelange Tonaufnahme in hoher Qualität. Digitale Schnittprogramme liefern Mehrspurproduktionen mit wenigen Klicks am Computer. Der Aufwand für gut produziertes Audio war noch nie so gering und niedrigschwellig. Technik allein kann das klangliche Defizit im Radio jedoch nicht überwinden. Meistens scheitern radiophon erzählte Stücke schon am Denken, denn der Sound wird viel zu selten in die Planung und Entstehung einer Radioproduktion mit einbezogen und von Anfang an mitgedacht. Hier sind ein paar Fragen, die sich Sender, Autoren und Produzenten viel zu selten stellen: Inwiefern können Musik und Geräusche das Gesagte verstärken, unterstreichen oder abschwächen? Was wäre das richtige Geräusch für die Aussage in einem O-Ton oder den Text eines Sprechers? Welche Klangatmosphäre hilft bei der Erzählung und Beschreibung einer Situation? Wie kann man mit diesen klanglichen Mitteln eine Dramaturgie erzeugen? Solche Gedanken für radiophone Erzählformen kosten Zeit – und die sollte bzw. muss sich das Radio endlich nehmen.
Der Info-Wettlauf mit dem Netz ist nicht zu gewinnen. Und das ist gut so. Das Radio wird endlich dazu gezwungen, Formen jenseits vorgetragener Texte zu entwickeln und umzusetzen, die einem rein akustischen Medium auch tatsächlich gerecht werden. Wer das nicht wahr haben will oder verhindert, wird es sehr bald sehr schwer haben. Vielleicht sollte sich das Radio grundsätzlich davon verabschieden, sich selbst als aktuellen Informationskanal zu definieren. Die zeitlich entzerrte Aufarbeitung, Erzählung und Erklärung sowie der Fokus auf den Hintergrund von Ereignissen sollte im Radio einen viel größeren Stellenwert erhalten. Texte vorlesen reicht nicht mehr und eingesprochene Texte oder Moderationen wahrlos mit Sound zuzukleistern erst recht nicht. Wenn Radiomacher nicht lernen, das Potenzial und die Kraft ihres Mediums zu erkennen und zu nutzen, dann verlieren sie nicht nur an Relevanz sondern früher oder später auch ihre Daseinsberechtigung. Musik wird schließlich schon heute zunehmend von Streamingdiensten geliefert und Texte könnten in der Welt von morgen oder übermorgen problemlos von Sprachsynthese-Programmen vorgetragen werden. Musik nach dem eigenen Geschmack und personalisierte, künstliche Sprecher. Die Kombination aus Beidem wäre das Ende für das heutige Radio, denn einen Mehrwert zu diesem Szenario liefert es nicht.Dabei ist die Lösung eigentlich ganz einfach: Die stärkste und nachhaltigste Bindung zum Hörer erreicht das Radio, indem es Klangerlebnisse schafft und erzählerische Formen präsentiert, die Information und Emotion zusammenbringen. Dafür braucht es Kreativität jenseits von auditiver Kopien geschriebener Worte. Das geht am besten, in dem man sich ausreichend Zeit nimmt, auch für ein hörbar lautes Nachdenken, Zweifeln und Nachdenkpausen inkl. dem Mut für menschliche Fehler und natürliche Nuancen in der Sprache. Radio sollte unbedingt wieder menschlicher und klanglich authentischer werden. Echt und wahrhaftig erzählen (lassen), nicht vortragen und künstlich beschneiden. Raum für klangliche Dynamik bieten und mit der soundtechnischen Verstärkung oder Abschwächung spielen und experimentieren. Die Experimentierfreudigkeit von Startups, ja sogar die von etablierten Online- und alteingesessenen Printmedien ist um ein vielfaches höher als das, was Radiosender heutzutage veranstalten. Anstatt einfach nur Musik zu spielen wäre es viel sinvoller, mit Worten eine emotionale und inhaltiche Bindung zu Musik herzustellen. Außerdem muss dringend ein Bewusstsein dafür her, die klangliche Sensibilität für Orte und Situationen zu schärfen, damit Radio endlich wieder zum (Klang)Erlebnis wird.
Beim Workshop „Recherche“ auf den Tutzinger Radiotagen war „back to the roots“ angesagt. Schließlich ist Recherche der Grundstock jeglicher journalistischen Arbeit. Die Teilnehmer waren in Rollenspielen mit harten Pressesprechern konfrontiert, reflektierten das, rekonstruierten Fälle mit einem Kriminaler und hörten von Investigativjournalist David Schraven einiges über die Recherche auf Basis von Daten.
Ein paar grundsätzliche Erkenntnisse von Ann-Kathrin Büüsker und Axinja Weyrauch.
Erst Beobachten, dann interpretieren
Oft erschließt sich das Hirn schon in Sekunden, wie was zusammenhängen könnte, ohne erst einmal die Gegebenheiten zu sammeln und in Ruhe zu beobachten. Vom Kriminaler gelernt: Erst interpretieren, wenn alle Informationen und Beobachtungen gesammelt sind. Sonst ist der Journalist voreingenommen und vergisst andere mögliche Wege.
Ein Beispiel (die Bilder echter Tatorte aus der Präsentation dürfen wir natürlich nicht zeigen).
Was ist passiert?
Die erste Assoziation: Jemand hat den Kuchen gegessen. Ha! Zack! Interpretation! Beobachten. Ein Stück Kuchen auf einem Teller. Daneben jede Menge Krümel. Es fehlt ein Stück. Aber: Es gibt keine Gabel! Wir brauchen weitere Informationen, um die Frage was passiert ist wirklich klären zu können.
Informationen direkt zu ihrem Ursprung verfolgen
Schon ein kleiner Nebensatz eines Interviewpartners kann ausreichen, eine Information unterbewusst als gegeben anzusehen – aber auch jeder kleinste Hinweis sollte bis zu seinem Ursprung verfolgt werden. Informationen aus zweiter Hand können leicht in die Irre führen.
Vor Interviewanfragen – vor allem an Pressesprecher – so viele Hintergründe sammeln, wie nur irgendwie möglich
Gerade im hektischen Radioalltag passiert es schnell, dass das Interview ansteht, bevor überhaupt alle möglichen Recherchewege begannen wurden. Die Hoffnung liegt dann in den O-Tönen des Interviewpartners. Damit bekommt dieser zu viel Einfluss auf die Geschichte – gerade bei kritischen Themen eine schwierige Nummer. Ganz blöd wird es, wenn beispielsweise ein Pressesprecher, dessen Vorgesetzten mit Vorwürfen konfrontiert sind, diese Unwissenheit bemerkt und dann ganz schnell die Kompetenz des Journalisten in Frage stellen kann.
Mit Experten zusammenarbeiten
Informationen gibt es nicht unbedingt nur bei den dafür zuständigen Stellen und Behörden. Diese geben ihre Daten manchmal nicht oder nur in Teilen heraus. Deswegen auch Experten, beispielsweise Professoren, anfragen, die zum Thema forschen.
Mit Daten arbeiten
Gerade für Lokalsender können Datensätze eine wahre Goldgrube ein. Ein Ministerium gibt Daten über die Qualität von Pflegeheimen heraus. Vergleicht der Journalist nun mal die Daten seines Sendegebietes und entdeckt Auffälligkeiten, ergeben sich einige Geschichten.
Persönliches Interesse für das Thema
Wer nicht von sich aus alles wissen will, ist in seiner Recherche vermutlich auch weniger gründlich. Emotionale Nähe kann die Hartnäckigkeit fördern. Wichtig nur, dass man noch genug Abstand behält um nicht befangen zu sein. Alles außer dieses persönliche Brennen für ein Thema sollte zweitrangig sein. Es ist gut, eine eigene Haltung zu entwickeln. Natürlich auf Basis der Fakten!
Zeit einplanen
Gute Recherche braucht Zeit. Eigentlich ist diese Tatsache wirklich jedem bewusst, aber trotzdem handeln wir im Alltag oft gegen dieses Wissen. Deshalb müssen wir uns diesen Punkt ganz besonders hinter die Ohren schreiben. Eine ordentliche Recherche ist eben nicht mit einem Anruf in der Pressestelle getan, sie braucht im Zweifelsfall auch mal einen Tag länger – und das muss man einplanen. Dann hat ein anderes Medium die Geschichte halt vor uns. Wir haben sie dann aber am nächsten Tag umfangreicher und vor allem: richtig!
Geld bezahlen
Gute Recherche kostet Geld. Arbeitgeber müssen Honorarsysteme schaffen, die gute Recherche belohnen. Es darf nicht so sein, dass der unreflektierte Schnellschuss sich mehr lohnt, als saubere Arbeit. Recherche muss bezahlt werden!
Teilen – um der Geschichte wegen
Viele Journalisten sitzen auf ihrer Geschichte, wie ein Drache auf seinem Hort. Auf dass bloß kein anderer etwas zu dem Thema macht! Dabei kann mein gemeinsam viel mehr erreichen, kann umfangreicher recherchieren, sich gegenseitig unterstützen. Die Geschichte wird größer, wenn sie geteilt wird und erhält damit viel mehr Bedeutung. Weg vom Ego-Journalismus!
„10 Thesen über die Zukunft des Journalismus“ – beinahe täglich ploppen in meinem Social-Stream derartige Beiträge auf. Meist hinterlässt ihre Lektüre ein recht destruktives Gefühl („Hat ja eh alles keinen Sinn“), etwas Neues enthalten sie selten.
Im Twitterstream der Radiotage stellte sich die Frage: Ist es bei den Radiotagen ähnlich? Diskutieren wir dort die immer gleichen Dinge und drehen uns am Ende im Kreis? Hier der Versuch eine Antwort zu finden – bei denjenigen, die schon einige Male dabei waren.
Inge Seibel, Mitglied im Orgateam der Radiotage, sieht klare Veränderungen im Laufe der vergangenen Jahre. Die Themen kommen zwar wieder, wir reden allerdings anders über sie:
#Rückblick #Wort #Recherche #Teilen
Diese Kontinuitäten sind auch für Timo Fratz von Radio Bielefeld sehr offensichtlich. Was aber nichts schlimmes sein muss:
Für den Medienwissenschaftler Prof. Axel Buchholz ist auch ganz offensichtlich, dass das Netz in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden ist – im Prinzip Jahr für Jahr. So gesehen also auch hier eine Kontinuität. Aber er sieht deutliche Veränderungen was die Umsetzung der Diskussionen in der Praxis angeht.
Auch für Patrick Gerhardus von Sunshine Live ist klar: Die Themen wiederholen sich, allein schon deshalb, weil die mediale Entwicklung sie uns vorgibt. Ein „im Kreis drehen“ sieht er aber nicht.
#Facebook #Weiterentwicklung #Dranbleiben
Die digitale Entwicklung scheint uns RadiomacherInnen den Takt vorzugeben. Bitter dabei: Wir sind offenbar immer diejenigen, die hinterher stürzen, nicht diejenigen, die Dinge mit entwickeln. Woran liegt das? Online leben, das ist ja für Schiwa Schlei die Voraussetzung, um im Netz die richtige Strategie zu entwickeln und neue Formate zu entwickeln. Und im Workshop rund ums Erzählen ist klar geworden, dass wir Radiomacher uns mehr auf das besinnen sollten, was wir können: Audio! Frei nach dem alten Motto der Radiowerbung: Geht ins Ohr, bleibt im Kopf. Vielleicht müssen wir nicht nur mehr „online“ leben, sondern auch einfach mehr „Radio“ leben?
Zumindest ersteres scheint immer besser zu klappen, glaubt Inge Seibel.
#keineAngstvorFacebook #Selbstverständlichkeit
Es scheint also ein bißchen voran zu gehen. Aber klar ist: Wir werden auch nächstes Jahr wieder über soziale Medien reden. Wer weiß, wie Facebook bis dahin wieder die Algorithmen geändert hat. Oder welches Netzwerk dann wieder neu auf dem Markt ist.
Im Kreis drehen wir uns nicht. Wir eilen im Laufschritt den Entwicklungen hinterher.
Bei den Radiotagen ging es in jedem Workshop auch immer ums Netz. Da war der Besuch von Facebook in persona durch Heiko Hebig nur konsequent. Er ist Manager für Plattform-Partnerschaften, das heißt, er bespricht zum Beispiel mit Verlagen, was man in Sachen Facebook machen kann. 27 Millionen aktive Nutzer hat Facebook in Deutschland, trotzdem redet Hebig Facebook erstmal klein. „Facebook ist im Prinzip noch eine sehr kleine Firma. Wir haben weltweit 10.000 Mitarbeiter.“
Dass man das Netzwerk auch als Radiosender für sich nutzen sollte, braucht man nicht zu betonen. Beim „Wie“ gibt es aber noch Unsicherheiten. Hebig hat versucht, da ein bisschen Klarheit zu schaffen.
Außerdem hat Hebig noch diese Tipps gegeben:
Je mehr Postings eine Seite am Tag macht, desto mehr Leute erreicht man.
Das, was im Posting geschreiben wird, wird vom Algorithmus einsortiert. Es ist deshalb wichtig, gute Schlagworte zu verwenden – und zum Beispiel von Helene Fischer zu schreiben und nicht nur vom Megastar.
Beim Betexten von Posts kurz fassen und sich fragen: Was erwarten meine Facebook-Fans von mir? Wofür stehe ich? Wer ist die Zielgruppe?
Auf Facebook gibt es keine Chronistenpflicht. Die Menschen funktionieren dort anders: Sie nutzen Facebook mehr in ihrer Freizeit und meistens abends.
Themen gesondert betrachten: Nachrichten laufen auf Facebook anders als auf einer Webseite. Deswegen tut man gut daran, sich mindestens eine eigene Überschrift zu überlegen, die sich vom Beitrag auf der Webseite unterscheidet.
Videos (direkt hochgeladen, keine Links!) laufen super, aber nur, wenn sie nicht zu lang sind. Die wenigsten User bringen viel Zeit mit. Im Zweifel: Natives Video als Teaser mit dem Verweis auf „mehr“ auf anderen Kanälen.
Der Facebook-Fan ist nicht automatisch auch Nutzer der Webseite oder Radiohörer.
Kein Ankündigungsjournalismus!
Umgang mit Trollen: Mit der Moderationsliste spielen und über die Blockliste lassen sich bestimmte Kommentare für andere ausblenden. Aber Vorsicht: Das bekommen die User auch recht schnell mit.
Und zuletzt: Keine Angst, wenn Posts nicht die fantastische Reichweiten erzielen. Die Hauptsache ist, dass die Zielgruppe es mitbekommt.
Auch aus dem „Teilen-Workshop“ gab es Ergebnisse: ein kleines How-to-Social-Media fürs Radio.
Über den Facebook-Feed auf dem Laufenden bleiben. 3x am Tag etwas posten, ist längst überholt. Dank Algorithmus ändert sich bei Facebook aber sehr oft etwas, deswegen: nachlesen und -fragen.
Man vergisst schnell die Influencer. Bei jedem Post sollte klar sein: Für wen ist das ein relevanter Inhalt? Dann kann man überlegen, ob man es beispielsweise auf deren Seite posten oder anfragen, ob sie es selber teilen. Wem das zu anbiedernd ist: Via Twitter einfach ein cc mit der betreffenden Person einfügen.
Das Radio-Ghetto verlassen: Facebook ist nicht die 1-zu-1 Umsetzung aus dem Radio. Man sollte sich überlegen, wie man den Inhalt dort umsetzen möchte und die „Teil-Wahrscheinlichkeit“ an sich selbst testen: Ist das cool genug? Oder zeigt es bloß: Ach übrigens, wir haben da im Radio diesen Beitrag gemacht.
Sexy Podcast-Texte. Gut benennen, beschreiben und verschlagworten.
Neuheiten testen und diese nicht nur den Zeitungs-Journalisten überlassen.
Digitales mitdenken – und zwar für jede Plattform selbst. Dann wird es auch gut.
Unter #FunkindieZukunft haben die Radiotalente Fotos von Teilnehmern der Tutzinger Radiotage gesammelt. Aufgabe war, einen Reporter der Zukunft pantomimisch darzustellen.
Sharing ist Caring! Wir teilen alles: bei Twitter, bei Facebook, bei Soundcloud – doch wieviel kommt eigentlich beim Hörer an? Diesem Thema wurde auf den Tutzinger Radiotagen ein ganz eigener Workshop gewidmet. Dirk Ritters, Kathrin Krause, Daniel Fiene und Inge Seibel stellten ein buntes Programm zusammen und brachten die Teilnehmer zum kreativen Brainstorming.
Doch wie Teilen die Radiomacher eigentlich privat? Wir haben nachgefragt: Was teilt ihr im Alltag? Wo teilt ihr und warum?
Wir dürfen das Radio nicht nur als Audio-Medium verstehen. Das ist eine der Thesen, mit denen Schiwa Schlei bei den Radiotagen erst einmal für Stirnrunzeln gesorgt hat. Schiwa ist ehemalige Online-Chefin von 1Live und jetzt Wort- und Online-Chefin beim Funkhaus Europa. Bei Twitter kennt man sie unter dem Namen @onlinerin, sie bezeichnet sich selbst als Nerd und sieht die Zukunft des Radios ganz klar im Internet.
Auf ihrem Vortrag und einem anschließenden Interview haben Marie Ludwig und Ann-Kathrin Büüsker Do’s und Don’ts für die Zukunft des Radios im Netz entwickelt:
Do: Zielgruppe klar definieren
Nur wenn ich weiß, für wen ich wirklich senden will, kann ich entsprechende Formate entwickeln.
"Wo ist der Bus mit den Leuten, die das interessiert?" fragt sich @onlinerin regelmäßig bei SocialMediaContent. #tura15
In welchen Kanal passt eine Geschichte? Manche Dinge funktionieren ausschließlich im Radio, andere Dinge wiederum nur in bestimmten sozialen Netzwerken. Spezifische Gegebenheiten der jeweiligen Kanäle nutzen, um der Geschichte den richtigen Dreh zu geben.
Do: Ressourcen sinnvoll verteilen
Schließt sich an die Wahl des richtigen Verteilungswegs an. Wenn ich feststelle, dass ein Projekt/ein Verteilungsweg für mich keinen Mehrwert bringt, weil der organisatorische/personelle/finanzielle Aufwand zu groß ist, dann lasse ich es.
Beispiel: 1Live hat Whatsapp getestet, aber festgestellt, dass unter den technischen Voraussetzungen der Aufwand viel zu groß ist. Daher wurde das Projekt eingestellt.
Do: Alleinstellungsmerkmale entwickeln.
Was kann ich liefern, was andere nicht liefern können?
Beispiel: Festivalberichterstattung. Fotos und Erfahrungsberichte tummeln sich zuhauf in den sozialen Medien – die braucht das Radio nicht auch noch zu liefern. Stattdessen auf Hintergründiges setzen. Nah ran an die Bands.
Do: Authentisch bleiben / Persönlichkeit zeigen
Identifikation und Sympathie ermöglichen und so zu einer Vertrauensperson werden.
Personalities werden als „trusted guides“ immer wichtiger, weil…
Nicht der Sender oder die Sendung ist der Star oder die Marke sondern der Moderator. Ist das das Comeback der Personalities? #tura15
Nicht nur eigene Inhalte posten, sondern ruhig auf andere Medien verlinken, wenn deren Infos für die Zielgruppe interessant sind. Die Herkunft der Information ist zweitrangig, wichtig ist, dass wir als Marke sie in den Social Stream unserer Nutzer einfließen lassen.
Do: Online leben
Die Kanäle, die man bespielt, auch wirklich selbst im Alltag nutzen. Nur wer Instagram regelmäßig nutzt, weiß wie die Nutzer dort ticken und kann auf dieser Basis agieren und neue Formate entwickeln.
Do: Tools gezielt nutzen
Nicht jedes Tool bietet sich für jedes Thema an.
Beispiel: Pageflow. Kann richtig gut aussehen, aber nur, wenn das Thema so facettenreich ist, dass es sich wirklich in einem Pageflow-Projekt umzusetzen lohnt. Setzt auch gute Fotos- und ggf. Videoarbeit voraus.
Und es gibt ein zentrales Problem…
Don’t: Setze die erste Idee um!
Nicht! Das wäre ja viel zu einfach! Die erste Idee ist gut, aber vielleicht die zweite, dritte oder auch vierte Idee oder eine Kombination noch viel besser. Ausruhen zählt nicht. Qualität bekommt man nur mit harter Arbeit!
Don’t: Du darfst Radio nur als Audiomedium verstehen!
Vollkommen falsch! Radio ist viel mehr als Hören! Es gehört wesentlich mehr dazu, „richtig“ Radio zu machen, als lediglich den Knopf am Radio auf „An“ zu stellen. Es gehört auch mehr dazu, als sich lediglich hinter ein Mikro zu stellen und über das Alltägliche zu plaudern: „Der Hörer verdient eine Moderationspersönlichkeit, die leitet, die echt ist, die die wichtigsten News rausfiltert und einen besondern – einen persönlichen – Blick auf die Dinge liefert.
Don’t: Kämpfe gegen Social Media Dienste!
Warum solltest du? Es ist keine Neuigkeit, dass Nachrichtenfeeds beispielsweise auf Facebook immer beliebter bei den Nutzern werden. Doch anstatt gegen sie zu kämpfen, sollte sich das Radio eher darum bemühen, diese Dienste sinnvoll für sich zu nutzen. Wie man in dieser Angebotsflut eigene Ideen umsetzt? Kreativität ist gefragt…
Don’t: Sei ein Kontrollfreak!
Kontrolle gibt Sicherheit. Sicherheit gibt innere Ruhe. Und zu viel innere Ruhe gibt Langeweile! Langeweile ist und bleibt langweilig: „Manchmal, da müssen wir auch den Mut dazu haben, Fehler zu machen – nur so lernen wir!“ Nur so werde das Programm lebhaft, abwechslungsreich und besonders: „Habe Mut zum Kontrollverlust!“
Kontrollverlust, weil man ehrlich agieren und kommentieren muss, auch Fehler eingestehen muss #tura15
Der Preis ist heiß! Und doch: ob Wortredaktion, Musikredaktion oder Online – jede Redaktion hat ihre Daseinsberechtigung. Sportnachrichten sollten nicht wichtiger werden als politische Themen: Journalismus ist vielfältig. Streit und Platzhirschgehabe innerhalb des Hauses bringt daher nichts!
Don’t: Sei innovativ – um jeden Preis!
Um Gottest Willen – Nein! „Do what you do best and link to the rest!“ – das Motto für DIE beste Radioarbeit. Dass Journalisten mit der Zeit gehen müssen, ist klar – aber muss man wirklich jeden Trend mitgehen? Wie gut ist meine Reichweite auf Twitter, Facebook, Periscope…? Das Angebot ist groß: zu groß! Und die Kunst, den effizientesten Weg für sich selbst und den Sender zu finden, ist definitiv nicht leicht. Dennoch: Stehen bleiben ist keine Alternative. Aber das Bespielen aller Kanäle definitiv auch nicht!
Don’t: Rufe Online zum Hören auf!
Hey Leute, wir sind wieder on Air. Schaltet ein!
Das geht nicht! Man könne nicht erwarten, dass jemand, der sich Online informiert, auf einen anderen Kanal gelockt wird. „Das kann echt nerven!“ Vielleicht ist man gerade unterwegs – sitzt in der Bahn oder sonst wo. Außerdem macht es den Onlinekanal überflüssig: „Man möchte ja schließlich, dass die Leute auch Online weiter lesen und nicht alle abwandern.“ Deshalb: Online zum Hören aufrufen – ein NO GO!
In Social Media zum Einschalten auffordern ist witzlos. Unterwegs kann/will ja keiner einschalten #tura15
Drei Radiomacher erzählen übers Erzählen. Weil die Hördauer immer weiter sinkt, wird diese Frage immer wichtiger: Wie fesselt man die Menschen mit Worten und Tönen ans Radio? Christian Grasse, Florian Schwinn und Sandra Müller stellen ihre Ansätze bei den #tura15 vor. Ausgerechnet beim Thema Online gehen ihre Meinungen deutlich auseinander.
„Mehr Klang wagen“
Die Leute mitnehmen – das will Christian Grasse mit kreativem und besonderem Erzählen hinbekommen. Der gute Klang und die Ästhetik kommen ihm im Radio des 21. Jahrhunderts oft zu kurz. Christian findet: Das Radio läuft dem Internet hinterher, weil das Netz einfach schneller ist. Sein Vorschlag: back to the roots. Christian Grasse, freier Journalist bei Deutschlandradio Kultur
„Vielleicht muss man auch mal irgendeine Welle zumachen“
Der Radiomacher muss eine Stimmung herstellen, eine passende Atmosphäre schaffen, meint Florian Schwinn. Die Hörer wollen überrascht werden: „Ich hätte gerne, dass die Leute rausgehen wie ein Sportreporter und wirklich vor Ort sind.“ Schwinn sieht die Digitalisierung des Radios kritisch und bezeichnet sie als Rationalisierung. Florian Schwinn, freier Journalist beim Hessischen Rundfunk
„Netz als Chance aus dem linearen Gefängnis rauszukommen“
Keine geschriebenen Texte vortragen, sondern reden, wie man redet – das ist die Devise von Radiojournalistin Sandra Müller. Sie wirft dem deutschen Radio mangelnden Mut vor „echt zu erzählen“ und persönlich zu sein. Sandra wünscht sich in Zukunft mehr Sounds und mehr Geräusche statt langweiliger Aufsager. Die Onlinewelt ist ihrer Meinung nach eine Chance für liebevoll gestaltete Produktionen. Sandra Müller, freie Journalistin beim SWR
Eine Tagung am Starnberger See – die Tutzinger Radiotage in der Akademie für politische Bildung gehören definitiv zu den schöneren Konferenzen in Deutschland.
Mit dieser Website begleiten wir die Tutzinger Radiotage crossmedial – per Ton, Text und Bild, per Blog, Twitter und Periscope. „Wir“ heißt: sechs junge Medienmacher aus ganz Deutschland, zusammengetrommelt von Was mit Medien.
Das Thema der Radiotage: „Recherchieren, erzählen, teilen“. Darüber diskutieren Radiomacher vom 21. bis zum 23. Juni 2015. Mit dabei sind Vertreter aus dem öffentlich-rechtlichen und dem privaten Hörfunk aus ganz Deutschland, um über neue Ideen und die Zukunft des Radios an sich zu diskutieren.