Kollegengespräche sind beliebt, weil man mit ihnen Themen schnell und lebendig vermitteln kann. Hier lernt ihr, worauf man dabei achten sollte.
Kollegengespräche sind eine der zentralen journalistischen Darstellungsformen im Radio. Ob der Erfolg des Kollegengesprächs darin liegt, dass sich Inhalte leichter über ein Gespräch vermitteln lassen oder es einfach preiswerter in der Produktion ist, lassen wir an dieser Stelle offen.
Fest steht: Regelmäßig gibt es Probleme bei der Umsetzung von Kollegengesprächen. Oft fehlt im Radioalltag die Zeit für Absprachen, und es folgt ein vorgeschriebenes, abgelesenes „Bauerntheater“ (Zitat Dennis Horn). Weder informiert es die Hörer*innen, noch werden sie unterhalten. Worauf sollte man also bei Kollegengesprächen immer achten? Was gilt es zu vermeiden?
Weil diese Fragen immer noch vergleichbar selten besprochen werden, gab es bei den Tutzinger Radiotagen einen aufschlussreichen Workshop über Kollegengespräche mit Till Opitz, Referent an der ARD.ZDF medienakademie.
Hier findet ihr fünf zentrale Erkenntnisse über das Kollegengespräch:
1) Was interessiert die Zielgruppe an dem Thema?
Zu Beginn muss die Frage stehen: Für wen berichte ich? Wer ist die potenzielle Zielgruppe? Was kann man an Vorwissen erwarten? Die Zielgruppen unterscheiden sich von Radiosender zu Radiosender, und deshalb muss der Inhalt auf die jeweilige Hörerschaft angepasst sein.
Wenn man sich in die Hörerperspektive versetzt hat, dann kristallisieren sich zu jedem Thema schnell zentrale Fragen heraus, die die Hörer*innen interessieren werden.
Diese Besinnung auf die hörernahen Fragen sorgt dafür, dass das Kollegengespräch immer ein Ziel hat.
2) Finde deine richtige Skriptform!
Zwischen frei und ausformuliert ist alles möglich. Die beiden Extreme – das komplett freie Kollegengespräch oder das vollständig vorgeschriebene Gespräch – werden dabei nur in Ausnahmefällen gut.
Die Möglichkeiten dazwischen sind vielfältig und erfolgversprechend: Für dich als Reporter*in bieten sich ein Cluster sowie ein Skript mit einzelnen Stichworten oder Halbsätzen an. Den Moderator*innen schreibt man dann strukturiert mögliche Fragen sowie einen An- und Abmoderationsvorschlag auf.
Je freier die Vorlage, desto mehr Fehler können natürlich passieren. Wenn es also justiziabel wird oder genaue Formulierungen benötigt werden, sind Notizen im Wortlaut kein Problem. Was letztendlich aber immer gilt: Welche Vorbereitungsform für dich am besten passt, ist immer von dir, aber auch dem Thema abhängig.
3) Worauf muss ich inhaltlich achten?
Um den Überblick über das Kollegengespräch zu behalten, eignet sich ein Dreisatz aus passender Sprache, gelungenem Inhalt sowie einem authentischen Miteinander vor dem Mikro. Keiner dieser Punkte sollte bei der Bearbeitung vernachlässigt werden.
Treffe ich die Sprache der Zielgruppe? Die Sätze sollten nicht so lang sein, Radio wird nebenbei gehört! Außerdem: Wenn das Thema nicht fünf Minuten trägt, lass es kurz. Niemand hat etwas davon, wenn das Gespräch länger ist, als es muss. Der Inhalt und die Dramaturgie sollte ein klares Thema und ein Ziel haben. Sind die Fragen logisch und hörernah gestellt? Und zuletzt: Wie können Reporter*in und Moderator*in gemeinsam über dieses Thema ein natürliches Gespräch führen? Dabei hilft …
4) Vorher gemeinsam durchsprechen!
Natürlich sieht die Arbeitsrealität oft anders aus, Zeit ist im Tagesaktuellen immer knapp. Aber zumindest eine grobe Absprache zwischen Reporter*in und Moderator*in muss möglich sein. Damit lassen sich Missverständnisse oder Verständnisfehler leicht vermeiden. Es ist elementar, dass die Moderator*innen die Fragestellungen klar verstehen und auf ihren Sprachgebrauch anpassen. Dabei hilft es, auf spontane Gesprächsimpulse einzugehen und diese ins Kollegengespräch einzubauen.
Absurderweise kann es in seltenen Fällen auch zu der Situation kommen, dass das Produkt zu sehr vorbereitet ist, dass es zu schnell, zu glatt wird. Antworten kommen dann aus der Pistole geschossen. Deswegen sind auch Pausen wichtig.
Generell gilt: Wenn ihr es sauber haben wollt, nehmt euch Zeit, sowohl in der Vorbereitung als auch on air. Man kann in Absprache das Thema auch in mehrere Kollegengespräche unterteilen, um tiefer auf einzelne Aspekte einzugehen. Äußert eure Einschätzung dazu klar und bestimmt, denn es ist eure journalistische Leistung.

5) Im Moment sein!
Damit sich das Kollegengespräch zu einem wirklichen Gespräch entwickelt, haben wir bisher einiges an Vorbereitung unternommen. Die Fragen sind klar abgesprochen, die Gedanken in einem Skript oder Cluster organisiert. So schaffen Spontanität, authentische Pausen und die freie Vorbereitung on air einen Rahmen, in dem ihr als Journalist*innen ein gutes Ergebnis abliefern könnt: ein Live-Kollegengespräch mit klarem Ziel, Mehrwert und bestenfalls einer Menge Spaß.