Allgemein
Schreibe einen Kommentar

Junge Medienschaffende und die Work-Life-Balance – der Machiavelli-Podcast

Aziza El-Gindi befragt Jan Kawelke und Vassili Golod zur Work-Life-Balance

Wir wollten wissen, ob moderne Medienmacher*innen überhaupt noch abschalten können oder inzwischen nur noch von Thema zu Thema hetzen.

Wir hangeln uns von Eilmeldung zu Eilmeldung. Ständig auf der Suche nach Antworten und dabei always on. Wir befinden uns in einem Wettlauf gegen die Zeit, in dem wir von nur einer kleinen Frage dominiert werden: Wer ist der Schnellste, wer bringt das Thema zuerst?

Acht Stunden Arbeit, acht Stunden Freizeit und acht Stunden Schlaf? Dieses Modell gilt, vor allem in der Medienbranche, als längst überholt. Stattdessen arbeiten viele bis zur totalen Erschöpfung und sind dabei gedanklich rund um die Uhr bei der Arbeit.

Gerade freie Mitarbeiter*innen werden von Existenzängsten gejagt und hangeln sich gerade deswegen von Auftrag zu Auftrag. Pausen wollen oder können sie sich nicht leisten, denn die nächste Rechnung wartet bereits im Briefkasten. Und wenn es nicht die eigene Existenzangst ist, die uns ständig umtreibt, ist es die moderne „Volkskrankheit“ FOMO: fear of missing out. Doch wie durchbrechen wir den Teufelskreis, in dem der Griff immer zuerst zum Smartphone geht, um bloß auf dem Laufenden zu bleiben?

Ist es Medienschaffenden überhaupt möglich, Ruhephasen einzuhalten, oder können sie sich das in heutigen Zeiten gar nicht mehr leisten? Zu diesem Thema haben wir Jan Kawelke und Vassili Golod vom Machiavelli-Podcast interviewt. Seit über einem Jahr veröffentlichen sie alle zwei Wochen eine Folge, die im Schnitt eine Stunde lang ist. Aber damit nicht genug: In den vergangenen Wochen sind sie auch noch non-stop on the road, hüpfen von Veranstaltung zu Veranstaltung und erzählen dabei ihre Erfolgsgeschichte.

Jan und Vassili über ihr Verhältnis zur Arbeit

Ihr müsst die Arbeit ständig im Hinterkopf haben, und das reine Konsumieren von Nachrichten und auch Musik ist eigentlich nicht mehr möglich. Was macht das mit euch?

Vassili Golod: Unser Luxus ist, dass die Arbeit gleichzeitig unsere größte Leidenschaft ist. Ich bin in gewisser Weise ein Newsjunkie, und natürlich überlege ich ständig, wie etwas zu unserem Format passen könnte.

Könnt ihr abschalten?

Vassili Golod über das Abschalten

Vassili Golod: Es ist schwer, abzuschalten, weil wir viel und ständig arbeiten. Wir sind gerade noch dabei, die besten Wege für uns auszuloten, wie wir das hinkriegen, auch richtige Ruhephasen zu haben.

Jan Kawelke: Es ist ein riesiges Privileg und großes Glück, dass wir das machen können, wofür wir beide brennen. Noch dazu haben wir uns etwas selbst ausgedacht, und es ist unser Ding, unser Baby, zu 100 Prozent. Wir haben völlige Freiheit und können machen, was wir wollen. Ja, klar, man muss einen Weg finden, mit Stress, Druck und Belastung umzugehen. Aber es geht nicht anders, als es einfach zu tun.

Habt ihr einen Tipp für andere Medienschaffende, wie man auch in stressigen Phasen abschalten und eine gewisse Ruhe behalten kann?

Vassili Golod: Wir sind, glaube ich, die falschen, um Tipps zu geben, weil wir wirklich sehr wenig abschalten. Der Vorteil: Wir sehen viele schöne Orte, die uns auch ablenken und auf andere Gedanken bringen. Ansonsten: Freunde! Also: Freunde treffen, Zeit mit Freunden verbringen, die vielleicht auch gar nicht aus dieser Medienblase kommen, denn das erdet und lenkt ab.

Work-Life-Balance: schwieriger als gedacht

Das kurze Interview mit Jan und Vassili macht noch einmal deutlich, dass das mit der Work-Life-Balance gar nicht so einfach ist. Doch da liegt auch der Hund begraben: Getrieben von Leistungs- und Zeitdruck sind Ruhephasen dringender denn je. Andernfalls ist der Kollaps nicht fern.

Ein weiser Mann sagte einst zu mir: „Wenn du es eilig hast, geh langsam.“ Anfangs habe ich ihn nicht so ganz verstanden und ernst genommen. Aber mit der Zeit folgt das Verständnis.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.